Losnummer: 420
Provenienz: Privatbesitz, Berlin. - Markus Krause: Karl Hartung 1908-1967. Metamorphosen von Mensch und Natur. Monographie und Werkverzeichnis. München, 1998, Nr. 442. - Karl Hartung, Kestner-Gesellschaft, Hannover, Kat.-Ausst., 28.Mai-28.Juni 1953, Nr. 49 (hier als Steinguss bezeichnet). - Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich wohl um ein Einzelstück. Wir danken Herrn Dr. Markus Krause für hilfreiche Hinweise. - Hartung orientierte sich in seiner Formensprache an organischen und anorganischen Strukturen. Er war wie Henry Moore begeistert von Knochen und Steinen, die ihn zu seinen Werken anregten. Das Material des Zements stellt in Hartungs Werken der 1950er Jahre eine Seltenheit dar. Unter seinen Frauendarstellungen der frühen 1930er Jahre finden sich noch einige Plastiken aus Zement. Insbesondere in den Nachkriegsjahren widmet sich der Künstler vermehrt Naturmaterialien wie Holz. Figurative und organisch abstrakte Arbeiten stehen in dieser Zeit im Wettstreit. Die Maserungen sowie die Stofflichkeit des Holzes selbst bieten ihm die Möglichkeit das Organische insbesondere in seinen abstrakten Arbeiten zu bewahren. Hartung interessiert nun "das Verhältnis vom plastischen, raumbergendenVolumen und der Öffnung zum Außenraum". Mit der Form des "Zeichen" reduziert er das Körpervolumen auf eine sehr einfache Form, deren Öffnungen lediglich an zwei Ecken den Außenraum aufnehmen. Die Struktur des Zements changiert zwischen glatt und unregelmäßig gekerbt und rekurriert damit auf die glatten Bronzen ebenso wie sie die schrofferen Oberflächen der Skulpturen der folgenden Jahre bereits vorwegnimmt. Als Zement-"Zeichen" birgt es architektonische Anklänge und erzeugt mit seiner nach unten schmaler werdenden Form auch ein Spannungsfeld aus Bewegung und Standfestigkeit. (Krause, S. 85 u. 154 ff.)
 |