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| | Nam June Paik (Seoul 1932 - 2006 Miami), Temple guards, 1993 | | 2 vergoldete Holzskulpturen auf Holzsockeln, rückseitig mit Acrylfarbe bemalt, 2 Monitore, Kamera auf Stativ, Video auf DVD, DVD-Player. Höhe der Figuren inkl. Sockel je ca. 167,5 cm. Monitore 40,5 x 51 x 43,5 cm. Beide Skulpturen rückseitig signiert 'PAIK' (eine zweifach) und datiert '93'. - Mit leichten Altersspuren.
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| Losnummer: 530
Provenienz
Direkt vom Künstler erworben; Sammlung Thomas Wegner, Hamburg
Nam June Paik gilt weithin als „Vater der Video-Kunst“. Nach seinen künstlerischen Anfängen in Form von Aktionsmusik im Fluxus-Kontext wandte er sich Anfang der 1960er Jahre der künstlerischen Arbeit mit Fernsehgeräten und der Manipulation von Fernsehbildern zu. Mit dem Aufkommen der ersten transportablen Videorekorder 1965 begann er mit Videobändern zu experimentieren, Ende der 1960er Jahre entwickelte er einen Videosynthesizer, mit dem sich die Videobilder kontrolliert manipulieren ließen. Die Aufnahmen für seine Installationen erstellte er meist nicht selbst, sondern verwendete Fernsehmitschnitte oder anderes externes Material. In einem Recycling-Prinzip griff er dabei auch immer wieder auf bereits verwendetes Videomaterial zurück.
Ein möglicher Installationsaufbau der „Temple guards“ sieht vor, die Skulpturen schräg nebeneinander jeweils auf einem Fernsehmonitor stehend zu platzieren. Die Kamera und die Wiedergabe des von ihr produzierten Bildes sind über Kreuz angeordnet, d.h. die Kamera ist auf den Mund einer der Figuren gerichtet und projiziert ihre Standbildaufnahme auf den Monitor der jeweils anderen Figur. Das Videoband mit einer sehr schnell geschnittenen Bildabfolge ist auf dem zweiten Monitor zu sehen.
Konzipiert sind die „Temple guards“ damit als sogenannte „Closed-circuit“-Installation. Darunter ist eine geschlossene Abbildungssituation zu verstehen, bei der die Kamera direkt mit dem Monitor verbunden ist. Häufig wird dabei zugleich ein Objekt oder auch der Betrachter seinem eigenen Abbild gegenübergestellt. Die gängigen Vorstellungen von Realität und Abbildung werden durch die Gleichzeitigkeit von Aufnahme und Wiedergabe in dem in sich geschlossenen Kreislauf in Frage gestellt. Eine der bekanntesten und vielfach wiederholten „Closed-circuit"-Installationen Paiks, in der er ebenfalls eine Buddha-Statue mit einbezieht, ist der „TV-Buddha" von 1974: sie zeigt eine Buddha-Skulptur, die vor ihrem eigenen, auf einen Fernsehmonitor projizierten Standbild meditiert.
Aufgrund seiner koreanischen Herkunft und beeinflusst durch die Zen-Rezeption des Komponisten John Cage sind oftmals Zen-Elemente und Buddha-Skulpturen in Paiks Werk präsent. Bewusst stellte er in seinem Oeuvre immer wieder die Gegensätze östlichen und westlichen Denkens sowie antiker und moderner Kunst gegenüber. So thematisieren die „Temple guards“ die Gegensätzlichkeit von historischen Statuen und abstrakter Acrylmalerei, jahrhundertealten Traditionen und moderner Videotechnik, meditativer Ruhe und rasanter Bewegung und stellen eine bedeutende Arbeit des Vaters der Medienkunst dar.
| | | Veranstaltungshinweise: Am 30.05.2015 Auktion 1052: Zeitgenössische Kunst | | | Schätzpreis: 300.000 - 400.000 EURO
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