Man kann Michael Neubürgers Serie, die insgesamt 17 Fotografien umfasst, guten Gewissens als Gesellschaftsporträt bezeichnen, das – anders als etwa die Fotografien eines Walker Evans oder August Sander – gerade nicht das soziale Leben der Menschen in den Blick nimmt, sondern die Orte, an denen sich eine Lebenshaltung manifestiert. Genauso viel aber spricht dafür, dass sich Neubürger in seiner Serie mit der gleichen Intensität auch der Haltung der Fotografie selbst versichert: Ist die Fotografie überhaupt in der Lage, ein Bild der Gesellschaft zu schaffen – und wenn ja, unter welchen zeitgemäßen Voraussetzungen?
Wenn man sich heute das kollektive Bild der Gesellschaft vergegenwärtigt, dann hat es in einem Maße die Öffentlichkeit erobert, wie es noch vor wenigen Jahren gar nicht vorstellbar erschien. Die rasanten Technologiezyklen von digitalen Pocketkameras und Smartphones geben den Takt vor. Die Server-Kapazität der sozialen Netzwerke bieten die entsprechenden Plattformen, um jedes Foto – sei es privat oder politisch, persönlich oder werblich – überall und nahezu in Echtzeit verfügbar zu machen.
(c) Ralf Christofori
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