1972
geboren in Montreal (Kanada)
1976
Rückkehr der Familie nach Deutschland, wohnt bis 1992 in Fröndenberg
1992
Umzug nach Hamburg
1992-1994
Förderstipendium Bundesverband der Raiffeisenbanken
1993
Die Zeichnung „Der Penis von Adolf Hitler“ in der Ausstellung „Menschensucht“, Städtische Galerie Menden, erregt einen Skandal, über den unter anderem die Bild-Zeitung berichtet
1994-1996
Studium an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Fritz Weigle
1996-2001
Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, Akademiebrief, Meisterschüler bei Prof. Markus Lüpertz
1999
Sonderpreis Hypothekenbank Essen
2000
Reisestipendium der Kunstakademie Düsseldorf, Aufenthalt in Italien
2001
Markus Lüpertz - Preis
2003
Kunstpreis der Boston Consulting Group München
2006
Dozentur Kunstschule Wegberg
Patrick Lemke (geb. 1972 in Montreal, Kanada) hat seine Malerkarriere an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Fritz Weigle begonnen. Dort malte Lemke vor allem fotorealistische Schwarz-Weiß-Arbeiten. Nach dem Wechsel an die staatliche Kunstakademie Düsseldorf zu Prof. Markus Lüpertz arbeitete der junge Künstler zunächst ungegenständlich, aber buntfarbig. Nach intensiver Beschäftigung mit der Abstraktion arbeitet Lemke heute mit 34 Jahren wieder gegenständlich. Patrick Lemke hat seinen eigenen Stil gefunden, der eine Synthese beider Richtungen darstellt.
Ästhetisch sind die Lemke-Arbeiten einem großen Publikum auffallend zugänglich; sie sind schön und vexierbildhaft zugleich. Lemkes Themenkreise sind geprägt durch seinen kunsthistorischen Referenzrahmen. Dieser wird bestimmt von Idolen wie Albrecht Dürer oder Claude Lorrain. Patrick Lemke beschäftigt sich mit Persönlichkeitskonzepten und Raumkonzepten seiner eigenen Zeit, denen er in allegorischen Szenerien Ausdruck verleiht.
Patrick Lemke hat eine vielschichtige, zeitaufwendige Technik kultiviert, bei der ihn einzelne Arbeiten Monate in Anspruch nehmen. Auf der grundierten Leinwand sprüht Lemke mit verschiedenen Lacken, zum Teil Autolacken ein abstraktes Allover. Mit Abstand, aus der Höhe einer Leiter, tropft der Maler Terpentin auf die flach am Boden liegenden Bildträger. Die Farbpigmente werden so wieder angelöst, und lagern sich am Rand der Topfen an. Um größere Tropfen auf der Leinwand erscheinen zu lassen muss der Künstler bis zu fünf Meter nach oben klettern. Über diesem Grund trägt Lemke die eigentlichen Szenerien auf.
In anderen Arbeiten hat Lemke fast ausschließlich mit durch Lein- oder Zitrusöl verdünnter Ölfarbe gearbeitet, die er auf die Bilder spritzt, wie bei „yellow excitement“ oder „circus“. Auch hier hat er die Komposition durch getropftes Terpentin oder aufgemalte Tropfen zuerst abstrakt zur Stimmigkeit entwickelt. In den neutralen Raum reiner Malerei führt Lemke dann Linien oder Flächen ein, die als Raumbühne für Figuren dienen. Kleine Jungen im Freizeitlook oder junge Männer in Anzug oder Mantel setzen Maßstäbe für Dimension und Ausrichtung der Bildräume. Bei den Figuren handelt es sich ähnlich wie bei Caspar David Friedrich häufig um Rückenfiguren, die die Betrachter stärker miteinbeziehen und ihnen die Möglichkeit zur Identifikation geben.
Die Figuren scheinen in Reflexion über sich selbst und ihre Möglichkeiten in der Welt, sie stehen am Anfang von Raumbühnen, die zitatartig sinngebend besetzt sind. So erscheinen auf der grünen Bühne des „interior of melancholy“ Möbelstücke und Accessoires für die Einrichtung. Sie verdeutlichen wie wir unserem Persönlichkeitskonzept durch die Wahl unserer Gegenstände im Rahmen eines Raumkonzeptes Ausdruck verleihen. Die meisten Arbeiten dokumentieren ein liebvolles Interesse Lemkes an seiner eigenen Generation. Lemke spielt mit Ausschnitten und offenen Bildrändern, die seine Arbeiten surrealistisch unendlich weit werden lassen.
Colmar Schulte-Goltz M.A., Kurator des kunst-raums