
Die Plastiktüte ist Teil unserer Kulturgeschichte und untrennbar verbundenen mit unserem Kultur- und Konsumverhalten. Sie verrät mehr über ihren Benutzer, als es diesem zumeist bewusst ist. Als Werbeträger und Transportmittel gleichermaßen nutzbar, verwendet sie jeder Mensch – und wirft sie weg. Auf circa 1 Billion Stück wird die Anzahl des jährlichen, weltweiten Plastiktütenverbrauchs geschätzt. Globale Energieressourcen sind entsprechend betroffen und gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Umwelt und Natur gefordert.
Monika Radhoff-Troll verwendet Plastiktüten für ihre installativen Objekte, indem sie diese in schmale Streifen zerschneidet und neu zusammensetzt. Tüten von The New York Times, Monopol oder Washington Post werden in handwerklicher Tradition aufwendig geknüpft und so zu zeitgenössischen Formen eines Wandteppichs oder Kissens verwandelt. Farbenprächtig bunt oder in monochromen Tönen, werden die ehemaligen Plastiktüten zu neuen, sinnlich erfahrbaren Objekten, deren kommerzieller Ursprung kaum mehr erkennbar ist. Einstige Werbeaufdrücke oder Logos sind derart dechiffriert und fragmentarisiert, dass ihre ursprünglichen Botschaften oft erst auf den zweiten Blick deutlich werden.
Auf diese Weise gelingt Monika Radhoff-Troll sowohl ein inhaltlicher wie auch formaler Widerspruch, der zum Nachdenken anregt. Wie kann etwas der Natur so abträgliches derart ästhetisch reizvoll sein? Wie kann ein so kühles und künstliches Material wie Plastik dermaßen weich und natürlich-bewegt wirken? Wie kann ein ursprünglich dem Kommerz dienendes Material sich zu einem Kunstobjekt wandeln? Fragen, die den Betrachter, auf subtile Weise nahezu spielerisch beschäftigen und in ihrer zutiefst ernsten Wirkung so schnell nicht wieder loslassen werden.
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