Sophie von Stillfried, Meisterschülerin von Arno Rink, zeigt in ihren großformatigen Bildern Ausschnitte des menschlichen Körpers als "gefrorene Momentaufnahme unserer Wahrnehmung" (S.v.Stillfried). Hier ein hochgeschobener rosa Rock, der den Blick auf weiße Schenkel lenkt, dort ein Stück nackter Haut zwischen Hosenbund und Hemd, zwei Hände in weißen Latexhandschuhen, die das Tätowiermesser ansetzen, verschränkte Arme über einem gemusterten T-Shirt.
Diese sekundenschnelle Eindrücke intimer Körperlichkeit auf unserer Netzhaut, werden als Ausschnitt unserer Wahrnehmung von Sophie von Stillfried auf mehrere Quadratmeter vergrößert und in ihren Bildern festgehalten. Die Malerin zeigt private Momente, die sie im Akt des Malens aus ihrer Intimität reißt, öffentlich macht und den Betrachter zum voyeuristischen Blick verführt. Exakt ausgeführte Details, wie Faltenwurf, Schmuck, Hände, Tatoos werden von der Künstlerin auf große Farbflächen gemalt. Der flächige, anonyme Hintergrund in seiner jeweiligen Farbigkeit bewirkt eine sinnliche Einstimmung auf das besondere Thema des Bildes.
Es sind erotische, sinnliche und dennoch kühle Bilder, die keine Rückschlüsse auf die gemalte Person erlauben. Sie beziehen ihre erotische Wirkung zum einen aus der Anonymität, zum anderen aus der Unbestimmtheit der geschlechtlichen Identität des Portraitierten. Sophie von Stillfried stellt in ihren Arbeiten herkömmliche Geschlechterbilder und ihr stereotypes Rollenmuster in Frage. Malen bedeutet für sie "den Versuch vorgefertigte Denkweisen und Sehweisen zu durchbrechen". Sie macht das auf sehr subtile Weise und schafft in ihren Bildern "einen Raum für verschiedenste Konstellationen von Körperlichkeit, Begehren und Identität, der verschiedene Varianten von Persönlichkeit zulässt".
Inhaltlich wie auch malerisch ist das Thema Haut wegweisend für das Verständnis der Arbeiten von Sophie von Stillfried. Die Künstlerin sieht Haut als letzte Bastion, die das Innere des Menschen von der Außenwelt trennt und somit Fragen nach der Wahrnehmung des eigenen Selbst stellt. Die Haut als Sinnbild für die Grenze zwischen Innen und Außen wird durchlässig, indem die Malerin das Thema Tätowierung als künstlerisches Motiv einsetzt. In ihren Bildern ist das Tatoo ein künstlerisches Element, das Sophie von Stillfried bewusst verwendet: Als Schmuck und Ornament, aber auch als Zeichen kultischer Symbolik und Initiation in eine Gruppe. Tätowierung wird hier zum Finden einer Identität, aber zugleich auch zu einer schmerzhaften Verletzung der schützenden Haut, die nach dem Verständnis der Künstlerin durchlässig wird für den Austausch von Träumen, Wünschen, Erwartungen und offen wird für Emotionen, wie Leidenschaft, Schmerz, Lust, Liebe.
1996 - 1997
Sommerakademie in Klasse Bühnenbild bei Prof. Schneider Siemsen, Salzburg
1998 - 2004
Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig in der Klasse Prof. Arno Rink
Regieassistenz beim Offtheater, Berlin Praktikum Kostümbild, Berliner Ensemble bei Barbara Naujok, Berlin
2002 - 2004
Organisation von Veranstaltungen Ladyfest, Leipzig - Homoelektrik, Leipzig 3 Monate Austauschstudium im Instituto Superior de Arte, Habana, Cuba
2004
Abschluss Diplom Fachbereich Malerei
2004
Meisterschülerin bei Prof. Arno Rink, Fachbereich Malerei
2005
Meisterschülerinnen Stipendium der Länderstiftung Sachsen
2004
"...auch Baselitz hängt anders rum", Diplomausstellung, Beethovenstr. 12, Leipzig
2005
"EKG", Laden für Nichts, Leipzig "...und lässt die Kirche Immendorff" interim Ausstellungsraum Grassistr. 22, Leipzig "PAH", Galerie hobbyshop, München
2006
"Beuys don`t cry", Galerie Maurer, Frankfurt
Gruppenausstellungen
1991
"young german artists", Stiftung Starke, Berlin
1998 - 2006
Rundgang Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
2002
"Acryl meets Vinyl", Projekt Gieszerstr. 16, Leipzig
2004
"Bellissima. Der Körper in der Kunst", HGB, Leipzig
2005
"update 05", Galerie Gmyrek, Düsseldorf Galerie Frank Schlag, Essen "Benefiz für Pakistan", Galerie de Miguel mit Galerie hobbyshop, München
2006
"st ART up - positionen", Galerie Maurer, Frankfurt