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Clemens Weiss und sein erkenntnistheoretischer Überblick
In Clemens Weiss kompliziertem System der Kunst, ergibt eins plus eins drei, vier, zwanzig oder aber auch unendlich. Die Logik von mathematischen Formeln, sprachwissenschaftlichen Zeichen und visuellen Signalen ist in
Unordnung gebracht und miteinander vermischt. Die zeitgenössischen Zustände der Langeweile werden nachhaltig wachgerüttelt und angestoßen. Einfache Kategorien der Rezeption sind unterbrochen. Aus heutiger Sicht scheint es einfach, über die grossen Themen des 19. Jhd. -Fortschrittsglaube der wissenschaftlichen und sozialen Systeme -zu spotten und die überholten Kommunikationssysteme als unwirksam abzutun. Wie dem auch sei, alte Systeme des Denkens erscheinen nostalgisch und ineffektiv innerhalb unseres Zeitalters von globaler Datenübermittlung, Mikrochips und einem immerwährenden Expandieren des marktwirtschaftlichen Kapitalismus. Das Erkennen von Schwachstellen in vergangener Erkenntnis sollte allerdings nicht dazu führen, unsere jetzige soziale, politische und ökonomische Situation zu überschätzen. Giemens Weiss eröffnet durch verschiedene, voluminöse Zeichnungen von runden Formen, erotisch verschlungene Figuren, Landschaftspanoramen und Installationen mit den Materialien Glas, Holz, Zeichnungen und Texte einen Ausweg aus der Leere, die alte Erkenntnistheorien innerhalb neuer sozialer Bedingungen hinterlassen haben.
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Clemens Weiss überaus umfangreiche Produktion von Zeichnungen, würde für viele Künstler bereits ein Lebenswerk darstellen. Das von ihm angebotene beachtliche Konvolut von Zeichnungen dokumentiert die verschiedenen Stationen und Entwicklungen seines künstlerischen Denkens und Schaffens. Mit Widersprüchen angefüllt sind sie gleichzeitig offen und abgeschlossen, vereinzelt und kollektiv, unfertig und vollendet. Jede Zeichnung für sich ist einzigartig und mittels rhythmischer Linien und leuchtender Farben ausgeführt wie ein Meisterwerk.
Allerdings liegen sie häufig dicht aufeinandergestapelt und verstecken und entwerten somit ihr ökonomisches Potential als einzigartige, handgezeichnete, künstlerische Originale. Innerhalb seiner Installationen werden die Arbeiten in verschiedenen Beziehungen und Formationen koordiniert. Mit seinem verwinkeltern System von Kunstobjekten provoziert Weiss das Publikum zur fundamentalen Bedeutungsfrage: Was will uns der Künstler mit dieser Arbeit sagen? Welche Gedankenkonstrukte können genutzt werden, um dieses künstlerische Labyrinth zu durchdringen und zu verstehen? Der Betrachter ist notwendigerweise versucht, mystische und abstrakte Interpretationen zu nutzen, wenn er mit dem ehrgeizigen Versuch der Erklärung eines euorientierten Denkens konfrontiert wird. Dabei können schnelle Antworten und Formeln nur als kurzfristiger Zufluchtsort genutzt werden. In einer Zeit, in der Schnellebigkeit und Oberflächlichkeit favorisiert werden, verlangen dies Arbeiten eine längere, tiefere und ruhigere Betrachtung. Die Kunst von Giemens Weiss verstärkt unserer Aufmerksamkeit gegenüber erkenntnistheoretischen Schwellen, da sie uns fragmentierte Gedankenfolgen zum möglichen Erwachen der unerforschten Zustände von Verstehen anbietet.
David E. Little M.A.
Museum of Modern Art New York
Educational Department
Biographie
26.09.1955 Born in Düsseldorf/Germany
1970-73 studies in engineering
1973-77 studies in philosophy and medicine
since 1987 lives and works in New York city
maintains studios in Mönchengladbach, Germany
2004 galerie bernd lutze, friedrichshafen/germany
15 march – 30 may
‘zeichnungen, texte + verwandte objekte’
kunstraum no. 10, mönchengladbach/germany ‘editions 1990 – 2004’
30 april – 30may
2003 ronald feldman gallery, new york clemens weiss:
‘ drawings + objects as parts of some other idea’ 28.
june – 1. august
clemens weiss: ‘paintings, sculptures, drawings’
roger williams hotel, new york city 19.
november 2002 – 30 april 2003
2002 kunstraum syltquelle, sylt/germany
clemens weiss: objekts + drawings,
aug.- september 2002
galerie seippel, cologne/germany: ‘the aftermath drawings’ sept. – oct. (projektraum)
international arts festival, beaver valley,
rochester, pa 20 may- june 30
2001 clemens weiss: stelen, objekte + andere arbeiten kunstverein krefeld, krefeld/germany, march 30 - april 30, 2001
clemens weiss: ‘eine art logik: ideen als objekte’
and: photographs new york 1987-2000
galerie seippel, cologne/germany, march 27 – june 15, 2001
2000 galerie bernd lutze, friedrichshafen/germany
sept. 15 - nov. 10, 2000