| | Erich Heckel, Tübingen, 1920 | |
Seine beschauliche Lage am Rande des Berliner Grunewalds wurde dem Brücke Museum jetzt zum Verhängnis. Am Samstagmorgen um 5.22 Uhr drangen Kunstdiebe in das Gebäude ein und stahlen sechs wertvolle Gemälde von Erich Heckel und je eines von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde. Wie polizeiliche Ermittlungen ergaben, hatten die Diebe, bevor sie durch ein Fenster an der Rückseite des Museums eindrangen, die optisch-akustische Alarmanlage außer Betrieb gesetzt. Dennoch wurde bei dem Einbruch ein stiller Alarm ausgelöst, der vor Ort nicht wahrgenommen werden kann. Die so alarmierten Einsatzkräfte der Polizei waren in wenigen Minuten vor Ort, konnten den Diebstahl der Gemälde aber nicht mehr vereiteln.
Die neun gestohlenen Kunstwerke, darunter Erich Heckels „Tübingen“ von 1920 und das 1912 entstandene Gemälde „Berlin Tiergarten“ von Ernst Ludwig Kirchner, haben einen Schätzwert von mehreren Millionen Euro. Von den Tätern, die nur die Bilder mitnahmen, die in der Nähe des aufgebrochenen Fensters hingen, fehlt bislang jede Spur. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass sie einen Käufer für ihr Diebesgut finden werden. Dafür sind die Bilder zu bekannt. Möglicherweise haben die Diebe aber im Auftrag eines kriminellen Sammlers gehandelt, der die Gemälde nicht ausstellen will, sondern für den der Besitz allein ausschlaggebend ist. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die Bilder dem Museum von den Dieben zum „Rückkauf“ angeboten werden.
Mit dem Kunstraub hat das Berliner Brücke Museum, das eine der bedeutendsten expressionistischen Sammlungen Deutschlands besitzt, ein schwerer Verlust getroffen. Mit den Werken von Erich Heckel, Max Pechstein und Emil Nolde wurden gleich mehrere Arbeiten der 1905 gegründeten Künstlergruppe „Die Brücke“ geraubt, nach der sich das Museum benannt hatte. Ausgangspunkt für die Sammlung, die die weltweit umgangreichste dieser expressionistischen Vereinigung ist, waren 74 Bilder des Brücke-Mitbegründers Karl Schmidt-Rottluff, die dieser dem Land Berlin anlässlich seines 80. Geburtstags 1964 schenkte. Er stiftete auch einen beträchtlichen Anteil der Baukosten für das 1967 eröffnete Museum, das heute 400 Gemälde sowie Tausende Handzeichnungen, Aquarelle und Originalgrafiken der Künstlergruppe beherbergt.
Für sachdienliche Hinweise hat das LKA Berlin die Infonummer +49 (0)30 - 699 38 333 eingerichtet.
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