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Die staatliche Fördermaßnahme „Kunst am Bau“ startete in der Weimarer Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie ab 1950 in Ost und West fortgeführt. Publikationen und eine Wanderausstellung nehmen nun die letzten 70 Jahre ins Visier

Kunst zwischen Image, Alibi und Konsens



Der Terminus „Kunst am Bau“ steht für ein künstlerisches Phänomen des 20. Jahrhunderts. Bedingt durch das Zusammentreffen architektonischer und sozialer Entwicklungen gaben schon kurz nach Gründung der Weimarer Republik Initiativen von Künstlerverbänden den Ausschlag für staatliches Handeln. Da war einerseits die fortschreitende, von Industrie und Technik geprägte Architektur des „Less-is-more“, in deren funktionaler Sachlichkeit kein Platz mehr für dekorative Ausschmückung war. Sie wurde autonom und löste sich vollends aus dem baulichen Kontext. Andererseits stürzten schlechte wirtschaftliche Verhältnisse weite Teile der Künstlerschaft in große Notlagen. Um dies abzumildern, sprachen schon 1923 Organisationen Empfehlungen aus, einen bestimmten Prozentsatz der Bausumme für plastischen Schmuck auszuweisen.


Am 20. Juni 1928 unterschrieb dann der preußische Innenminister Carl Severing einen Erlass, der die Einbindung von in Not geratenen bildenden Künstlern bei stattlichen Baumaßnahmen vorsah. Der 1931 erfolgte Stopp öffentlicher Bauten verschlechterte allerdings die Situation bildender Künstlerinnen und Künstlern nochmals. Erst der Runderlass des neuen Ministers für Volksaufklärung und Propaganda vom 22. Mai 1934, in dem die Aufwendung eines „angemessenen“ Prozentsatzes der Bausumme für Kunst festgeschrieben wurde, verlieh der Kunst am Bau wieder mehr Relevanz, wenn auch unter ideologischen Vorzeichen.

Nach 1945 erfüllten zuerst die Bundesländer den Vorkriegserlass wieder mit Leben, bevor der Deutsche Bundestag am 25. Januar 1950 beschloss, bei Bauvorhaben „einen Betrag von mindestens ein Prozent der Bausumme für Werke bildender Künstler vorzusehen“. Auch in der DDR kamen adäquate Regelungen zum Zuge. Zunehmende Bestrebungen nach Autonomie, die Entwicklung neuer Medien, vor allem aber aufkommende Diskussionen über die Zukunftsfähigkeit elitärer Museen in den 1960er Jahren begünstigen ein Ausgreifen zeitgenössischer Künste in den öffentlichen Raum. Dass momentan bei den Rückblicken auf die letzten 70 Jahre immer noch der altbackene Terminus „Kunst am Bau“ anstatt „Kunst im öffentlichen Raum“ verwendet wird, mag signalisieren, wie Verwaltungen denken.

Architekturgebundene Künste in Deutschland werden sowohl von verschiedenen staatlichen Ebenen, als auch im privaten Sektor realisiert. Gemäß der Rechenschaftspflicht der von der Öffentlichen Hand mit Steuergeldern realisierten Projekte veröffentlichen etwa Kommunen Führer zu Kunstwerken in ihren öffentlichen Stadträumen oder Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen fundierte Dokumentationen. „Ohne Kunst kein Bau“, so der Titel einer Zusammenstellung aller Landesprojekte in Nordrhein-Westfalen zwischen 2007 und 2019, enthält 33 überwiegend anspruchsvolle und originelle Setzungen.

Die Auswahl beginnt mit einem „Freistoß“ der Künstlerin Ulrike Holthöfer. Dahinter verbirgt sich ein Nutzgarten in Form eines überdimensionierten Fußballs im Freiganghof der Bochumer Justizvollzugsanstalt. Die 2009 angelegten wabenförmigen Beete in einem Kreis können die Gefangenen selbst bestellen. Zwei Jahre zuvor ging die in Hamburg Bildhauerei lehrende Professorin Pia Stadtbäumer sprichwörtlich mit dem Kopf „durch die Wand“. Im Neubau des Amtsgerichtes Lennestadt ragt nur der hintere Teil eines bronzenen Pferdes aus einer Betonwand – ein Fragment, das auf oftmals beklemmende Situationen in Prozessen verweist. Der Wiener Raimund Kummer dagegen griff in seinem Doppel aus „Schattenwerfer“ und „Schattenwurf“ für die Hochschule Rhein-Waal am Niederrhein auf ein leuchtend grünes amorphes Netzgeflecht aus Glasfaser im Außenbereich sowie auf gemalte organisch-graue Maschenstrukturen als Pendant im Foyer des 50 Kilometer entfernten zweiten Standorts zurück, die sich auf Netzwerke in Natur und Wissenschaft beziehen.

Zu den international bekanntesten Arbeiten zählen die Kunstwerke von Yves Klein, Norbert Kricke, Jean Tinguely, Paul Dierkes und Robert Adams im 1959 eröffneten Gelsenkirchener Musiktheater im Revier, die sich kongenial wie selbstbewusst in den Bau von Werner Ruhnau integrieren. Hier ist aktuell die Wanderausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ mit 59 exemplarisch ausgewählten Werken an bedeutenden Bundesbauten zu sehen. Dabei wird schon die große Diskrepanz zwischen dem irreführenden Titel der Ausstellung sowie der dazu im Deutschen Kunstverlag verlegten Begleitpublikation deutlich. Denn anders als suggeriert, wird lediglich die oberste staatliche Ebene ins Visier genommen, anstatt die gesamte Breite staatlicher Ebenen mit Ländern und Kommunen einzubinden. Im Kern geht es hier um Kunst in den Domizilen der höchsten Staatsorgane der BRD und der DDR, also Parlaments- und Regierungsbauten nebst angegliederte Behörden.

Besonders überrascht die Zahl der über 300 nachgeordneten Dienststellen des Bundes. Kunst an Bauten für den Zoll, für das Militär, den Sport, die Post, der Schifffahrt, Arbeitsämter, Forschungsinstitutionen bis hin zu Botschaften, Goethe-Instituten oder nicht zuletzt Verkehrsbauten – man denke etwa an die Bärenplastik von Renée Sintenis auf dem Autobahnübergang Dreilinden zu Berlin aus dem Jahre 1957 – lassen rasch ein Reservoir tausender Werken zusammenkommen. Aber auch hier werden nur in flüchtig verfassten allgemeinen Essays einzelne Zeitabschnitte und Sparten abgehandelt. Da konnte es auch nicht ausbleiben, dass sich bei den externen Autoren teils gravierende Fehler einschlichen. So wurde beispielsweise Henry Moores Bronze „Large Two Forms“ vor dem Bonner Bundeskanzleramt erst Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes auf Wunsch des seinerzeitigen Kanzlers Helmut Schmidt aufgestellt und nicht über die Kunst am Bau-Mittel, sondern über einen Extra-Fond finanziert.

Überhaupt fehlt jedwede kritische Einschätzung. Die unglückliche Aufstellung von Eduardo Chillidas Plastik „Berlin“ in den Vorhof des Kanzleramts, statt, wie vom Künstler dezidiert gewünscht, weit vor den Zaun, ist geradezu bezeichnend für den eminenten Einfluss der Politik auf die Kunst am Bau, die sich – nicht zuletzt bedingt durch den Geltungsdrang allzu impertinenter Architekten – kaum selbstbewusst und autonom den Bauten gegenüber behaupten kann. „Die Bundesregierung hat nahezu keine gut funktionierende Skulptur im öffentlichen Raum in Berlin hinbekommen“, bilanzierte denn auch der langjährige Vorsitzende des Kunstbeirates der Bundesregierung, Klaus Bußmann, in einem Rückblick.

In diesem Zusammenhang wäre die Recherche interessant gewesen, welche originellen Werke durch Intervention von Regierungsmitgliedern verhindert wurden, so etwa die von Claes Oldenburg entworfene Plastik eines auf einem Skatebord balancierenden Fragenzeichens für das Bundespresseamt. Eine Analyse der vielfältigen Wege zur Entscheidungsfindung, die Besetzung der Kunstbeiräte, eine kurze Listung aller Werke nebst aufgewendeten Mitteln und einiges mehr hätte man von einer solchen Darstellung erwartet. Stattdessen konzentrierte man sich recht unsystematisch auf populäre Schlaglichter, die vieles im Diffusen lassen. Weit über das Kernthema hinaus schweifende Beiträge vertiefen das Gefühl, es mit einer repräsentativen Untermauerung der Kunstwerke zu tun zu haben. Erfreulich griffig nimmt sich dagegen die Vorstellung der Kunst-am-Bau-Projekte Nordrhein-Westfalens aus.

Die Wanderausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ ist bis zum 5. Dezember im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen dienstags bis Freitag von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Dazu gibt es zwei Begleitpublikationen: „Ohne Kunst kein Bau. Kunst-am-Bau-Projekte in Nordrhein-Westfalen 2007-2019“, herausgegeben vom Verein Baukultur Nordrhein-Westfalen, über den es kostenlos zu beziehen ist, sowie der Prachtband „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“, erschienen im Deutschen Kunstverlag für 45 Euro.

baukultur.nrw

www.museum-der-1000-orte.de



22.11.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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in Anlehnung an den „Aufsteigenden Phönix“ von Odo Tattenpach entstand das Signet für die Ausstellung und Publikation „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“

in Anlehnung an den „Aufsteigenden Phönix“ von Odo Tattenpach entstand das Signet für die Ausstellung und Publikation „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“




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