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Aktuellzum Archiv:Buchvorstellung

Im kommenden Jahr feiert Caspar David Friedrich seinen 250. Geburtstag. Schon jetzt schlägt das Jubiläum des „Nationalheiligen“ unter den deutschen Malern hohe Wellen. Ein neues Internetportal und ein informatives Buch geben Einblick in sein Leben, Schaffen und Nachwirken

Ein neugieriger Blick in die Welt



Florian Illies: Zauber der Stille

Florian Illies: Zauber der Stille

In der letzten Woche war es so weit. Die Hamburger Kunsthalle, die Staatlichen Museen zu Berlin und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben sich zusammengetan, um auf einer neuen Internetplattform die wichtigsten Gemälde und Zeichnungen Caspar David Friedrichs aus ihren Beständen öffentlich zugänglich zu machen. Anlass ist der im nächsten Jahr umfangreich zelebrierte 250. Geburtstag des Künstlers. Das neue Portal will die drei wohl wichtigsten Ausstellungen des Jubiläums ergänzen, die in Dresden, Berlin und Hamburg stattfinden werden, wobei in letztgenannter Metropole schon Mitte Dezember die große Friedrich-Schau startet. Zwar geht nichts über eine persönliche Inaugenscheinnahme der Kunstwerke, aber eine Reihe von ihnen ist mittlerweile nicht mehr transportabel, so dass sich diese Form der Vermittlung geradezu aufdrängt. Zudem sind gerade die Zeichnungen sehr lichtempfindlich und können nicht lange ausgestellt werden. Das rund 250 Bilder enthaltene Digitalprojekt bietet sich daher als hervorragende Ergänzung zu den Präsentationen an. Neben allgemeinen Informationen zu Leben und Werk Friedrichs geht das Webportal auch auf die kommenden Sonderausstellungen ein.


Wer sich weiter in Leben und Werk Caspar David Friedrichs vertiefen möchte, dem sei das kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellte Buch „Zauber der Stille“ von Florian Illies anempfohlen. In dem kompakten Schriftwerk versucht der renommierte Autor auf 250 Seiten, mit viel Detailkenntnis und Ironie Licht in das rätselhafte Leben des rothaarigen, blauäugigen, stillen, kränklichen, gottesgläubigen Napoleon-Hassers zu bringen. Gegliedert in die vier Sektionen „Feuer“, „Wasser“, „Erde“ und „Luft“, die Friedrichs Werkschaffen subtil durchziehen, vernetzt Illies essayistisch und leicht zu lesen eine Reihe von aufschlussreichen Fakten und Begebenheiten miteinander. In den vielen theoretischen und kunsthistorischen Publikationen sowie Ausstellungskatalogen sind diese nicht zu finden. Zu den erhellenden Einsichten gehört die Erkenntnis, wie viele Hauptwerke des Malers nicht mehr existieren und wie sehr unser Bild von seiner Kunst von dem Extrakt der verbliebenen Arbeiten herrührt. Besonders die durch Brände entstandenen Verluste lassen einen erstaunen. Beim Feuer im Münchner Glaspalast am 6. Juni 1931, als gerade dort in einer fulminanten Werkschau 110 hochkarätige Werke deutscher Romantiker ausgestellt waren, wurden neun Arbeiten Friedrichs vernichtet, darunter einige seiner malerischen Höhepunkte, wie die Gemälde „Ostseestrand“, „Der Hafen in Greifswald“, „Augustusbrücke in Dresden“, „Abendstunde“ oder „Dame am Meeresstrand“.

Beim Brand von Friedrichs Geburtshaus in der Langen Straße in Greifswald am 10. Oktober 1901 wurden ebenso neun Werke aus dem Besitz seiner Familie zerstört, darunter zwei Porträts seiner Frau Caroline, Harz- und Rügenlandschaften, Bilder von Neubrandenburg und ein Selbstbildnis. Schon wenig später, am 14. Januar 1911, verbrannten bei einem Feuer im Dresdener Taschenbergpalais mindestens zwei weitere Gemälde, darunter Friedrichs „Morgen im Gebirge“. Bei der Bombardierung Leipzigs am 4. Dezember 1943 wurden im Kunsthistorischen Institut der Universität das Ölgemälde „Tannen an einem Berghang im Abendrot“, zahlreiche Zeichnungen und eine Sepia-Ansicht von Rügen vernichtet. In den Berliner Flacktürmen am Zoo und in Friedrichshain gingen 1945 die Gemälde „Klosterfriedhof im Schnee“, „Nordlicht“ und „Gebirgshütte im Nebel“ zugrunde. Zu guter Letzt wurden zahlreiche Gemälde Opfer einer Brandschatzung, als die Rote Armee am 30. April 1945 in Neubrandenburg wütete und auch bei Friedrichs Verwandten alles zerstört wurde. Was für Verluste um welchen Preis!

Andere Aspekte in Illies’ Buch sind beispielsweise das Auf und Ab seiner Wertschätzung. Rasch sank Friedrichs Stern, als die Romantik Mitte der 1820er Jahre als angestaubt erachtet wurde und er bald der Vergessenheit anheimfiel. Die Düsseldorfer Malerschule mit ihren Effekten, majestätischen und emotionsgeladenen Landschaften und Sujets voller Pathos gewann die Oberhand. Erst 1906 auf der Berliner Jahrhundertschau feierte man Friedrichs Wiederentdeckung. Hohes Ansehen genoss er bei den Nationalsozialisten, die ihn als Verkörperung der „deutschen Innerlichkeit“ feierten. Während Leni Riefenstahl seine Gemälde anhimmelte, stand Adolf Hitler ihnen wegen ihres allzu schweren, bedeutungsoffenen Duktus distanziert gegenüber. In der DDR feierte man Caspar David Friedrich als Vorläufer des marxistischen Menschenbildes und des sozialistischen Realismus, hatte der Maler doch einst von „Fürstenknechten“ gesprochen.

Das Spektrum, das Illies auffächert, reicht von Friedrichs stürmischen wie frostigen Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe über Friedrichs provokante Erhebung der Natur zum heiligen Ort, wie beim „Kreuz im Gebirge“, dem „Tetschener Altar“, und seiner Liebe zu Rügen und alten Hünengräbern bis zu seinem Talent, naturgetreue Vorlagen zu fantasiereichen Collagen zusammenfügen, ähnlich einem Konzeptkünstler, der sich aus den Schubladen seiner Erinnerung bedient. Friedrich stellte zusammen, was zusammenpasst, ohne einen konkreten Ort zu visualisieren. Hinzu kommt seine Vorliebe für Rückenfiguren, wie sie im Urbild mit den zwei Mondbetrachtern zu sehen sind. Florian Illies erachtet diese Passivität von Friedrichs Figuren lediglich als Trick, um andere zu aktivieren und anzuregen, mit neugierigem Blick in die Welt zu schauen und sich eigene Eindrücke vom Diesseits zu verschaffen.

Website: www.cdfriedrich.de

Florian Illies: Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten
S. Fischer Verlag Frankfurt am Main, 2023
256 Seiten, Preis 25 Euro



10.11.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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