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Ein neuer „Atlas der Kunstverbrechen“ erfasst am Beispiel exemplarischer Fälle, was Personen an Diebstählen, am Vandalismus und an Fälschungen von Kunstwerken reizt

Amüsantes, Rätselhaftes und Verworrenes über Diebe, Barbaren und Fälscher



Laura Evans: Atlas der Kunstverbrechen. Diebstahl, Fälschung, Vandalismus

Laura Evans: Atlas der Kunstverbrechen. Diebstahl, Fälschung, Vandalismus

„Du sollst nicht stehlen“ – lautet das siebte von den Zehn Geboten der Bibel. Doch Diebe von Kunstwerken scheuen keine Sünde. Ihre Beweggründe sind von völlig unterschiedlicher Natur. Allein vier Mal wurde Rembrandt Harmensz van Rijn frühes Porträt von Jacob de Gheyn III aus der Londoner Dulwich Picture Gallery gestohlen. Damit ist das nur wenig größer als ein DIN A4-Blatt messende Gemälde der Rekordhalter, was ihm den Spitznahmen „Rembrandt to go“ einbrachte. Wenige Wochen nach dem ersten Raub im Jahr 1966, als die Diebe durch eine kleine Hintertür in die Galerie eindrangen, wurde es unter einer Friedhofsbank gefunden und ein arbeitsloser Krankenwagenfahrer verhaftet und verurteilt. Recht dreist ging sieben Jahre später ein Mann einfach auf das Gemälde zu, steckte es unter sein Hemd, verließ die Galerie unbemerkt und floh mit dem Fahrrad. Kurz danach von der Polizei gefasst, gab er an, das Porträt erinnere ihn so sehr an seine Mutter. Auch 1981 und zuletzt 1983 wurde es geraubt und 1986 im Schließfach eines Bahnhofs in Münster sichergestellt.


Die Zahlen sind erschreckend: Jährlich werden weltweit Kunstwerke im Wert von vier bis sechs Milliarden US-Dollar gestohlen, wenn man den Prognosen des Art Crime Team des FBI Glauben schenken darf. Doch was fasziniert an Kunstverbrechen? Der Kunstbetrieb ist zuweilen undurchsichtig, „nicht gerade blütenrein und mitunter geradezu zwielichtig“, schreibt die Amerikanerin Laura Evans in ihrem neuen Buch „Atlas der Kunstverbrechen“. Die Professorin für Kunst an der University of North Texas in Denton konstatiert, dass viele Museen anscheinend Orte sind, um Unmut über öffentlichen wie persönlichen Verdruss abzulassen. Die Motivationen, Werke zu stehlen, zu beschädigen oder zu fälschen, sind schon mal lustig, teils auch schockierend, häufig aber auch absurd. Gier, Anerkennung, Rache, Macht, Ruhm, Liebe, Gerechtigkeit, Idealismus bis hin zur Offenlegung von Sicherheitsmängeln offenbaren die insgesamt 75 über die ganze Welt verteilten, exemplarisch ausgewählten Beispiele aus den Bereichen der Bildenden Kunst, die Evans in drei Kategorien gliedert: Diebstähle, Vandalismus und Fälschungen. Diebstähle nehmen mit 44 Vorgängen den größten Raum ein, gefolgt von 17 Beispielen für Zerstörungen und 14 Fälschungen. Die von Evans sorgfältig recherchierten Fälle erweisen sich als Serie höchst aberwitzige Vorgänge, von denen man beim Lesen nicht weiß, ob man lachen, erschrecken, jammern oder ungläubig den Kopf schütteln sollte. Da greift Evans beispielsweise einen Diebstahl in der Londoner National Gallery aus dem Jahr 1961 auf, nach 150 Jahren der erste seiner Art in diesem Museum. Der vermeintliche Dieb meldete sich später bei der Polizei mit der Forderung über 140.000 Pfund. Damit sollten Fernsehgebühren für ältere Menschen beglichen werden, gegen deren Erhebung der Räuber protestierte!

„Die Absicht war nicht, zu stehlen, sondern nur, auf die mangelhafte Sicherheit hinzuweisen“, war die Botschaft auf einem Zettel, den Diebe 2003 aus der Whitworth Art Gallery in Manchester gestohlenen Gemälden von Pablo Picasso, Vincent van Gogh und Paul Gauguin beilegten. Die Beute fand die Polizei aufgrund eines anonymen Hinweises in einer öffentlichen Toilette. Bilder berühmter Maler waren wiederholt im Visier von Langfingern, auch als sie noch wenig bekannt waren. Im Jahr 1911 genoss Mona Lisa noch wenig Ruhm, dennoch entwendete der im Louvre tätige, aus Italien stammende Handwerker Vincenzo Peruggia das Meisterwerk Leonardo da Vincis in der falschen Annahme, Napoleon habe es den Italienern gestohlen. Der Diebstahl flog auf, als er das Werk einem Florentiner Kunsthändler anbot. Die Dame kehrte dann als Ikone der Massen und der Malerei in den Louvre zurück.

Deprimierend ist es immer, wenn ein Objekt nicht mehr aufgefunden werden kann, wie etwa der „Arme Poet“. Eine der drei Varianten des berühmten Sujets von Carl Spitzweg wurde 1989 in Berlin aus dem Schloss Charlottenburg entwendet, danach nie mehr gesehen. Arbeiten von Jan Vermeer, Frans Hals, Vincent van Gogh oder die vier Versionen des Bildes „Der Schrei“ von Edvard Munch standen immer wieder im Fokus trickreicher Diebe speziell aus monetären Gründen. Doch wenn ein bekanntes Kunstwerk nicht verkauft oder das erwartete Lösegeld nicht erzielt werden kann, versuchen die Gangster oftmals, es gegen Waffen oder Drogen zu tauschen. Das mag ein Grund dafür sein, dass nur fünf bis zehn Prozent der gestohlenen Werke wiedergefunden werden.

Besonders traurig sind die Fälle von Zerstörungen und Beschädigungen. Die „Venus vor dem Spiegel“ von Diego Velázquez gehört zu den Ikonen der Kunstgeschichte und wirkte auf die kanadisch-britische Suffragette Mary Richardson so provozierend, dass sie 1914 mit einem Beil die nackten Schulter-, Rücken- und Gesäßpartien der entblößten Venus „zerfleischte“. Es sollte ein gesellschaftlicher Protest im Sinne der Frauenbewegung sein, denn „Frauen seien keine Objekte zum Anstarren“. Auch auf dem Feld des Vandalismus offenbaren sich höchst unterschiedliche Beweggründe. Valentine Contrel zerschnitt 1907 ein Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres im Louvre, da sie es als Schande empfand, Geld für tote Dinge wie Gemälde auszugeben, während sie und andere zu arm seien, um sich drei Mahlzeiten am Tag zu leisten. Die von Edvard Eriksen gestaltete kleine Meerjungfrau in Kopenhagen war aus verschiedenen Gründen wiederholt Ziel von Amputationen, Enthauptungen, Farbbeschmierungen bis hin zu Sprengungen, sei es aus Wut auf die Konsumgesellschaft oder den Verlust der Ehefrau.

Rache, mangelnder Erfolg als Maler und Erlangung von Reichtum gelten als hauptsächliche Beweggründe vieler Fälscher, die im letzten Kapitel vorgestellt werden. Zum Nachdenken dürfte vor allem das Wirken des chinesischen Bibliothekars Xiao Yuan anregen, der sich 2011 vor Gericht darüber beklagte, wie viele seiner Fälschungen in Galerien wiederum durch Kopien anderer ersetzt worden waren. Das Buch entführt in menschliche Abgründe und die Kunstwelt als ein von Haien durchsetztes Geschäftsfeld. Beim Lesen werden viele entsetzt sein, wie viel Schaden Stolz, Gier, Rachsucht und Geldsucht anrichten können. Aber auch die Blindheit vieler selbsternannter Experten oder mangelnde Wachsamkeit von Käufern und Museumsmitarbeitern erweisen sich oftmals als katastrophal. Das Buch sollte auch als Appell zu Misstrauen, Vorsicht und Skepsis verstanden werden.

Laura Evans: Atlas der Kunstverbrechen. Diebstahl, Fälschung, Vandalismus
Prestel Verlag München, London, New York, 2024
Ladenpreis 34 Euro



12.05.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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Rembrandt, Portrait Jacob de Gheyn III, 1632
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Carl Spitzweg, Der arme Poet, 1839
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Rembrandt, Portrait Jacob de Gheyn III, 1632

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Carl Spitzweg, Der arme Poet, 1839

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